Kindergarten, Schule, Matura und jetzt? Für mich war immer schon klar, dass ich irgendwann einmal allein ins Ausland will. Ich wollte nicht den von der Gesellschaft vorgeschriebenen Lebensweg (…, Schule, Studium, Arbeit, …) gehen und habe mich von Anfang an ein bisschen anders als die anderen gefühlt. Ich empfand die Schule eher als ein Hindernis, welches mich von meinen wirklichen Interessen abhielt. Nachdem ich meine Matura bestanden habe, war mir zu 100% bewusst, dass ich mir erstmal ein Jahr für mich Zeit nehme, um mich besser kennenzulernen. Deshalb entschied ich mich für ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland. Ich bin auf die Organisation ESC/ESK: European Solidarity Corps bei einer Weiterbildungsmesse in Wien aufmerksam geworden. ESK ist ein Programm der EU die Jugendlichen zwischen 18 und 30 Jahren, die Möglichkeit bietet sich an gemeinnützigen Projekten im eigenen Land oder im Ausland zu engagieren.
Und dann war es so weit. Zwei Wochen nach meinem Bewerbungsinterview erhielt ich die Zusage für einer Tätigkeit in einem Heim für Menschen mit mentaler Behinderung, in der nordspanischen Stadt Santander. Ich muss zugeben, dass ich mich darauf nicht wirklich vorbereitet hatte. Ich konnte weder die Sprache, noch wusste ich viel über das Land oder die Kultur. Doch ich wollte mich absichtlich ins kalte Wasser stoßen, um an dieser Herausforderung zu wachsen und mich weiterentwickeln zu können.
Die ersten 3 Monate waren für mich die schönsten. Alles neu, alles fremd, das war aufregend. Vor meinem ersten Arbeitstag hatte ich großen Respekt. Ich hatte zuvor noch nie etwas mit Menschen mit intellektueller Behinderung zu tun. Am schwierigsten für mich aber war der Einstieg ohne Spanischkenntnisse. Niemand meiner Kolleginnen im Heim konnte Englisch und ich musste Spanisch von Grund auf erst lernen.
Die Spanier: innen selbst sind ein liebes, offenes und hilfsbereites Volk. Selbst mit meinem wenigen Spanischkenntnissen haben sie mich immer herzlich aufgenommen und gestikulierend mit Händen und Füßen versucht mir zu helfen.
Ich muss ehrlicherweise auch zugeben, dass es mir nicht immer super ging. Ich hatte auch meine Tiefpunkte. Gerade nach den ersten 3 Monaten habe ich mich manchmal einsam gefühlt oder fehl am Platz. Es ist nicht einfach, wenn man die Einzige am Tisch ist, die kein Spanisch kann. Alle anderen reden miteinander. Man selbst würde sich gerne am Gespräch beteiligen, doch man kommt gerade einmal damit zurecht, die anderen nur ein ganz klein wenig zu verstehen.
Camilla, mein Roomate aus Italien, hat mir durch diese Zeit geholfen. Sie war immer für mich da, und für mich ist sie so etwas, wie eine Seelenverwandte.
Durch unsere Organisation durften wir Mitte November auf unser Mid-Term Training in Malaga. Dort kamen alle Volunteers, die gerade in Spanien ein Projekt hatten, zusammen, um sich kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen. Ich lernte einige interessante Personen aus der ganzen Welt kennen, und die ein oder andere Freundschaft entstand.
Mitte März entschieden Camilla, Lennard, Elia und ich, gemeinsam einen Roadtrip durch Portugal zu machen. Lennard aus Deutschland und Eila aus Italien, lernten wir bei dem Mid-Term-Training kennen, und obwohl wir uns erst 1-mal in unserem Leben gesehen hatten, wussten wir, dass diese Gruppe perfekt für den Roadtrip ist.
Es war unglaublich schön. Wir durften so viele Erinnerungen schaffen. Ich fühlte mich zum ersten Mal im Leben frei und unabhängig. Mit Lennards Auto fuhren wir die Küste entlang von Porto nach Lissabon, Lagos, Faro, Sevilla und Granada. Alles innerhalb von zwölf Tagen. Ich hätte mir keine bessere Gruppe für diesen Trip vorstellen können.
Ich wollte auch all diese Erinnerungen, Erlebnisse & Gefühle festhalten. Deshalb habe ich als begeisterte Fotografin und Videografin versucht, so viele Momente wie möglich auf Kamera festzuhalten und habe somit mein Foto Projekt „sin miedo“- „ohne Furcht“ gestartet. Damit durfte ich sogar in Spanien meine erste Vernissage abhalten und 2 Monate darauf meine Reise auch Leuten in Österreich näherbringen.
Ich bin froh, damals auf mein Bauchgefühl gehört und mich für ein Auslandsjahr entschieden zu haben. Ich danke allen Menschen, die mich inspirierten und mich pushten weiterzumachen. Danke auch an mein Heim, für die unglaublichen Momente, durch die ich als Mensch wachsen durfte. Danke an Camilla, für ihre Unterstützung auf der ganzen Reise und ihre Freundschaft.
Sin miedo – ohne Furcht. Es bedeutet seine Ängste zu überwinden, ein Risiko im Leben zu wagen und die Welt zu erkunden. Diese Erfahrung hat mein Leben verändert – ich durfte inspirierende Personen und verschiedene Kulturen kennenlernen. Es hat mir gezeigt, dass es nicht nur einen Weg im Leben gibt und dass man für sich selbst und sein eigenes Leben entscheiden muss. Man lebt für sich und nicht für andere – also mach‘, was auch immer dein Herz will, ohne immer an die Meinung und Erwartungen anderer zu denken.
sin miedo.







